Dienstag, 5. November 2013

Was ist ein Rundfunkgebührengegner?



Soll man ihn sich so vorstellen: Bierflasche in der Hand, Pinkelfleck im Schritt, der typische Wutbürger eben? Ferngesteuert von BILD und RTL2, ein Intellektuellenfeind, ein Störer und ewig unzufrieden mit seiner Situation?

So schreibt ein Kritiker meiner laufenden Petition an denLandtag in Brandenburg:

„Auch wenn die "öffentlich-rechtlichen" vielleicht nicht allen Zuschauern alles "Recht machen". Wollt Ihr nur von einer privaten Agentur informiert werden? Dann reicht doch die BILD Zeitung und RTL. Ein wenig Nachdenken und breite Informationsbeschaffung hilft manchmal zur Bildung einer eigenen Meinung.“

Sicher, dies wäre ein Argument, über das man diskutieren könnte, wäre die deutsche Medienlandschaft wirklich so einfach aufgebaut. Auf der einen Seite das intellektuelle, öffentlich-rechtliche Fernsehen; auf der anderen Seite RTL und dann noch die BILD Zeitung.

Entspricht dieses Bild jedoch der Wirklichkeit? Wo bleiben hier die zahlreichen Buchverlage über Suhrkamp, Fischer und Rowohlt, um nur einige der namhafteren zu nennen, die alle privatwirtschaftlich arbeiten?

Ist Fernsehen nicht nur ein kleiner Ausschnitt dessen, was den Bürgern an Informationsmöglichkeiten aktiv und passiv geboten wird?

Warum wird aber gerade Fernsehen staatlich derart massiv protegiert? Ist das nicht der eigentliche Betrug, ein strukturell antiintellektuelles Medium wie Fernsehen zum Flaggschiff solcher Begriffe wie „Bildung“, „objektive Berichterstattung“ oder gar "intellektuell anspruchsvoller Information" zu machen?

Was wird dem Bürger hier vorgegaukelt?

Doch zurück zur Ausgangsfrage: Was ist ein Rundfunkgebührengegner? Den politischen Eliten wünschenswert wäre tatsächlich: Bier in der einen Hand, BILD Zeitung in der anderen. Dazu wütendes Gegröle.

Diesen Gefallen kann ich ihnen leider nicht tun. Anstelle eines Flachbildschirms, sitze ich vor Bücherwänden und denke über die Zukunft des Fernsehens nach. Qua vadis? Wohin geht die Reise? 

Wie lange werden sich die Rechtsabteilungen der Sender noch die Härtefallanträge und Beschwerdebriefe der Kritiker, der Büchermenschen gefallen lassen?

Die Reform hatte ursprünglich ein Ziel: dem großen Akzeptanzverlust der GEZ sollte mit dem Rundfunkstaatsvertrag entgegengewirkt werden. Doch nun ist das Gegenteil eingetroffen.
Was kommt jetzt? Denn entweder muss jetzt hart durchgegriffen werden (Orwell) oder die Kritiker müssen in das System des totalen Entertainments integriert werden (Huxley). Oder gibt es einen dritten Weg?

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