Soll man ihn sich so vorstellen: Bierflasche in der Hand,
Pinkelfleck im Schritt, der typische Wutbürger eben? Ferngesteuert von BILD und
RTL2, ein Intellektuellenfeind, ein Störer und ewig unzufrieden mit seiner
Situation?
„Auch wenn die "öffentlich-rechtlichen" vielleicht
nicht allen Zuschauern alles "Recht machen". Wollt Ihr nur von einer
privaten Agentur informiert werden? Dann reicht doch die BILD Zeitung und RTL.
Ein wenig Nachdenken und breite Informationsbeschaffung hilft manchmal zur
Bildung einer eigenen Meinung.“
Sicher, dies wäre ein Argument, über das man diskutieren könnte,
wäre die deutsche Medienlandschaft wirklich so einfach aufgebaut. Auf der einen
Seite das intellektuelle, öffentlich-rechtliche Fernsehen; auf der anderen
Seite RTL und dann noch die BILD Zeitung.
Entspricht dieses Bild jedoch der Wirklichkeit? Wo bleiben
hier die zahlreichen Buchverlage über Suhrkamp, Fischer und Rowohlt, um nur
einige der namhafteren zu nennen, die alle privatwirtschaftlich arbeiten?
Ist Fernsehen nicht nur ein kleiner Ausschnitt dessen, was
den Bürgern an Informationsmöglichkeiten aktiv und passiv geboten wird?
Warum wird aber gerade Fernsehen staatlich derart massiv
protegiert? Ist das nicht der eigentliche Betrug, ein strukturell
antiintellektuelles Medium wie Fernsehen zum Flaggschiff solcher Begriffe wie „Bildung“, „objektive Berichterstattung“ oder gar "intellektuell anspruchsvoller Information" zu machen?
Was wird dem Bürger hier vorgegaukelt?
Doch zurück zur Ausgangsfrage: Was ist ein Rundfunkgebührengegner?
Den politischen Eliten wünschenswert wäre tatsächlich: Bier in der einen Hand,
BILD Zeitung in der anderen. Dazu wütendes Gegröle.
Diesen Gefallen kann ich ihnen leider nicht tun. Anstelle eines Flachbildschirms, sitze ich vor Bücherwänden und denke über die Zukunft des Fernsehens nach. Qua vadis? Wohin geht die Reise?
Wie lange werden sich die Rechtsabteilungen der Sender noch
die Härtefallanträge und Beschwerdebriefe der Kritiker, der Büchermenschen
gefallen lassen?
Die Reform hatte ursprünglich ein Ziel: dem großen
Akzeptanzverlust der GEZ sollte mit dem Rundfunkstaatsvertrag entgegengewirkt
werden. Doch nun ist das Gegenteil eingetroffen.
Was kommt jetzt? Denn entweder muss jetzt hart
durchgegriffen werden (Orwell) oder die Kritiker müssen in das System des
totalen Entertainments integriert werden (Huxley). Oder gibt es einen dritten
Weg?